SIG und Stadt Vernier – Eine Kinderkrippe gegen die soziale Ausgrenzung
Mit einer Kinderkrippe fördern die Services Industriels de Genève (SIG) und die Genfer Stadt Vernier die gesellschaftliche Integration im Quartier "Libellules". Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt wird die Krippe ab 2013 ausländische Mütter als Praktikantinnen aufnehmen.
Angefangen hat alles mit dem Wunsch der kantonalen Wasser-, Gas- und Elektrizitätswerke SIG, ihren Angestellten in Vernier Krippenplätze anzubieten, damit Väter und Mütter ihrer Arbeit nachgehen können. Auf ihrem Areal im Quartier "Libellules" gründete sie zusammen mit der Stadt Vernier 2007 eine Kinderkrippe mit 105 subventionierten Krippenplätzen. Die eine Hälfte steht den Kindern der SIG-Angestellten zur Verfügung. Die andere Hälfte ist für Kinder aus dem Quartier reserviert, in dem 60 Prozent der Bevölkerung aus dem Ausland stammen und viele Familien von der Sozialhilfe abhängig sind.
Nach den Kindern die Mütter
„Unser Ziel ist, dass Kinder verschiedener Nationalitäten und sozialer Schichten aufeinandertreffen und den Tag gemeinsam verbringen. Schon in früher Kindheit sollen dadurch Zusammenleben und Integration gepflegt werden“, erklärt die Projektverantwortliche der Stadt Vernier, Ruth Oberson. Die Partner teilen sich die jährlichen Kosten von rund drei Millionen Franken. Und sie teilen die Ansicht, dass Integration mehr bedeutet, als nur Krippenplätze zu finanzieren. 2012 gingen sie einen Schritt weiter und führten ein Pilotprojekt durch, um auch die Integration ausländischer Mütter zu fördern.
Kinder kochen südamerikanisch
Die Krippe stellte eine südamerikanische Mutter für rund zwölf Stunden pro Woche als Praktikantin ein, um das gegenseitige Verständnis verschiedener Kulturen zu fördern. Während zwei Monaten lernte sie die Grundzüge der Kinderbetreuung kennen und erhielt Französischunterricht. Im Gegenzug brachte sie den Kindern in verschiedenen Workshops die Kultur, Sprache und Küche ihrer Heimatregion näher. „Wenn die Kinder gemeinsam südamerikanisch kochen, wird der interkulturelle Austausch sichtbar", freut sich Oberson.
In Zukunft weiter so
Der Versuch war erfolgreich und wird ab 2013 zum festen Bestandteil des Krippenalltags. Auf diesem Weg können ausländische Mütter berufliche Erfahrungen auf einem neuen Gebiet sammeln und ihre Sprachkenntnisse aufbessern, was zu ihrer Integration beiträgt. Und vielleicht gibt das Praktikum den Anstoss, eine Ausbildung in Angriff zu nehmen, um nicht mehr schwarz arbeiten zu müssen, wie es viele ausländische Frauen tun müssen.