Kantonalbernischer Baumeisterverband: Fachkurs Bau für Flüchtlinge
Der Kantonalbernische Baumeisterverband und die Technische Fachschule Bern haben gemeinsam den Fachkurs Bau entwickelt, um anerkannte Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene auf den Arbeitsmarkt oder eine Berufslehre vorzubereiten.
Das dreijährige Pilotprojekt startete im Sommer 2015 und wird vom Kanton Bern finanziert. Pro Jahr werden zehn Teilnehmende aus der Region Bern in die Jahresausbildung aufgenommen. Sie umfasst praktische überbetriebliche Kurse in der Maurerlehrhalle, Berufskundeunterricht sowie Sprach- und Integrationsunterricht an der Fachschule sowie 120 Praktikumstage in einem Betrieb.
Technische Fachschule Bern
Das Detailkonzept samt Lerninhalten wurde vom Kantonalbernischen Baumeisterverband (KBB) und der Technischen Fachschule Bern erarbeitet. Diese ist auch für die Auswahl der Teilnehmenden zuständig, die mit einer theoretischen und praktischen Prüfung und einem Gespräch vorgenommen wird.
Motivierte Teilnehmer
Das erste Pilotjahr hat gezeigt, dass die Teilnehmer motiviert, handwerklich geschickt und körperlich leistungsfähig sind. Sie hätten, so KBB-Geschäftsführer Peter Sommer, gelernt mit Werkzeugen umzugehen, und sich auch gut in ihren Praktikumsbetrieben integriert.
Sprache als Barriere
Schwierigkeiten bereiten hingegen die Sprachkenntnisse. Zwar zeigen Untersuchungen, dass das in der Integrationsförderung bislang verbreitete Vorgehen „zuerst Sprache lernen, dann arbeiten“ viel Zeit in Anspruch nimmt und dass ein paralleles Erlernen von Sprache und beruflichen Kenntnissen zielführender ist. Unter anderem, weil während der Arbeit auch die Sprache gelernt wird. Doch das erweist sich in der Praxis als schwierig, besonders im Berufskundeunterricht. In der Lehrhalle oder auf der Baustelle ist es einfacher, sich mit nonverbalen Mitteln, etwa dem Vormachen von Arbeitsschritten, zu behelfen.
Es sind denn auch sprachliche Gründe, die dazu geführt haben, dass keiner der Teilnehmenden nach dem Kurs eine Berufsbildung Baupraktiker EBA oder Maurer EFZ beginnen konnte. Auch nach dem Fachkurs seien die Sprachkenntnisse nicht ausreichend, um dem üblichen Unterricht der Berufsbildung zu folgen oder schriftliche Aufgaben zu lösen, erklärt dazu Peter Sommer. Als Ausweg bleibt eine Anstellung als unqualifizierte Arbeitskraft mit begleitendem Deutschunterricht, um auf das nötige Niveau für eine Berufsbildung zu kommen oder um sich beruflich weiter zu bilden.
Integration als Tradition
Der KBB engagiert sich aus der Überzeugung, dass derartige Projekte einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Integration und zur Selbständigkeit von anerkannten Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen leisten können. Die Bereitschaft der Firmen, Praktikumsplätze bereit zu stellen, sei gross, sagt Peter Sommer. Im Bauhauptgewerbe sei es eben seit jeher Tradition, ausländische Mitarbeitende aus- und weiterzubilden.
Weitere Informationen
Technische Fachschule Bern: Andreas Zysset, Direktor TF Bern, 031 337 37 37