Wenn Worte und Verständnis fehlen - Dolmetschen als interkulturelle Brücke in der geburtshilflichen Versorgung
Migrantinnen und ihre Familien sind in der Schweiz während der Mutterschaft mehrfach belastet. Sprachliche Barrieren erschweren den Zugang zum Betreuungsangebot und beeinträchtigen eine angemessene Kommunikation mit den Fachpersonen. Interkulturelles Dolmetschen kann hier Brücken schlagen.
Ein Forschungsteam unter der Leitung der Berner Fachhochschule BFH hat die Qualität der geburtshilflichen Gesundheitsversorgung von Migrantinnen in der Schweiz untersucht. Im Fokus standen dabei die kommunikativen Herausforderungen, die von den Migrantinnen, den Fachpersonen aber auch den Dolmetschenden wahrgenommen werden. Die Interviews mit den Teilnehmerinnen der Studie zeigen, dass sprachliche Barrieren sehr oft zu mangelnden Kenntnissen über Betreuungsangebote führen und die Kommunikation erschweren.
Erschwerter Zugang zu Information und Betreuung
Wenn Worte und Verständnis fehlen, können eine umfassende Betreuung und Beratung während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett nicht gewährleistet werden. Fremdsprachigen Migrantinnen ist es ohne Dolmetschende vor Ort oder am Telefon oft nicht möglich, ihre Fragen und Unsicherheiten anzusprechen und die Erklärungen der Fachpersonen zu Untersuchungen und Eingriffen zu verstehen. Dies schränkt die aktive Beteiligung und die Möglichkeit des autonomen Entscheidens der Frauen ein.
Verständigung muss ermöglicht werden
Das Team der Forschenden empfiehlt deshalb eine klare Regelung des interkulturellen Dolmetschens in der geburtshilflichen Versorgung. Mehr noch: Interkulturelles Dolmetschen soll in den Leistungskatalog der obligatorischen Krankenpflegeversicherung aufgenommen werden und in allen Kantonen flächendeckend und sowohl für stationäre wie auch für ambulante Versorgung verfügbar sein.
An der Studie arbeiteten Forscherinnen der BFH, der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, des Schweizerischen Hebammenverbands, des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) und der Organisation Familystart beider Basel. Die Studie, die mit finanzieller Unterstützung des Bundesamtes für Gesundheit BAG und der Fachstelle für Rassismusbekämpfung FRB durchgeführt wurde, finden Sie auf der Website der BFH.
Weiterführende Infos zur BRIGDE-Studie: Hebamme.ch, Fachzeitschrift für Hebammen, Ausgabe Dezember 2016 (pdf, 153 KB) ; Hebamme.ch, Fachzeitschrift für Hebammen, Ausgabe Oktober 2015 (pdf, 117 KB) ; Forscherinnen-Team (pdf, 77 KB)